Da ich hier in Darjeeling selbst nicht wirklich direkt am eigenen Leib erfahre, wie die Inder zu arranged marriages und dem Kastensystem stehen, habe ich mal meine Arbeitskollegin und eine Freundin aus D. gefragt.

Ich habe erfahren, dass Indien eigentlich noch zu 90 % aus arranged marriages besteht und die meisten heiraten meistens sehr früh. Viele heiraten schon mit 16 Jahren und bekommen dann auch oft ein oder zwei Jahre ihr erstes Kind. Dabei wird gehofft, dass es ein Junge ist, damit dieser die Eltern auch im Alter ernähren kann, im Gegensatz zu einem Mädchen, die nach der Hochzeit zu ihrem Mann zieht.

Ich habe erfahren, dass meine Arbeitskollegin auch vorgeschrieben bekommen hat, wen sie heiraten soll. Sie wurde nicht einmal nach ihrer Meinung gefragt, hatte aber wenigstens ein Jahr Zeit ihren zukünftigen Mann kennenzulernen, wie sie meinte.

Die Frage, ob sie ihren Ehemann denn jetzt liebt konnte sie mit ja beantworten. Sie meinte auch, dass love marriages immer öfter vorkommen, aber die Zahl der Scheidungen deutlich höher ist, weswegen viele Inder eher am alten System festhalten.

Für mich war es sehr interessant eine Person näher zu kennen, die sich in der Situation befindet, die man sonst nur im Englischunterricht behandelt hat.

Das zweite Thema war das Kastensystem, was man ja leider unweigerlich mit Indien verbindet. Und das liegt auch irgendwie auf der Hand, da es immer noch existiert. Ich bekomme selbst nicht viel davon mit, aber ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass wirklich jeder Inder weiß in welcher Kaste er ist und auch meistens die anderen einschätzen kann.

Jeder, den ich gefragt habe war der Ansicht, dass man das abschaffen sollte, da es absolut veraltet und unfair ist. Die höheren Kasten haben bessere Chancen auf einen guten Job und werden auch besser bezahlt. Es werden bei Bewerbungen wirklich Tests für die tieferen Kasten, gemacht, während die besser gestellten Menschen“ sofort angenommen werden. Außerdem darf man niemanden heiraten aus den Kasten unter einem. Kurz: man kommt nicht aus seiner Kaste heraus und muss mit den Vor- und Nachteilen leben.

Es ist offensichtlich, dass daran etwas geändert werden müsste, aber wenn es immer noch Menschen gibt, die daran festhalten, kann nichts geändert werden… und es gibt echt viele Menschen in Indien:)

Das gilt sowohl für die arranged marriages, als auch für das Kastensystem. Ich denke sich dem hinzugeben wäre ein fügen der Situation, die mehr als einer anzweifelt. Leider ist man hier sehr abhängig von der Familie, im gegensatz zu Dt., wo man mit 18 alles selbst entscheiden kann. Vielen fehlt ein bisschen Unabhängigkeit und das Ausbilden seiner eigenen Persönlichkeit durch Erfahrungen und Bekanntschaften.

Das hört sich jetzt alles so negativ an, das ist es aber nicht:) Indien hat viele Seiten und Indien kann man auch nicht über einen Kamm scheren, denn egal in welcher Stadt man ist, irgendwas ist immer anders. Dennoch wollte ich mal meine Gedanken und Erlebte mit euch teilen.

Beim Mittagessen

Der Trip zum Tiger Hill

Vorab erstmal ist der Tiger Hill ein Berg mit einer Art Aussichtspunkt, von dem man den Kanchenjunga (3. größter Berg der Erde) und bei ganz guter Sicht den Mount Everest sehen kann. Kurz: Man hat eine wunderschöne Aussicht auf die Berge und Dörfer rund um Darjeeling, die einen echt umhaut.

Alle normalen Touristen nehmen ein Auto kurz vor Sonnenaufgang, doch sind wir normal? Nein, weswegen Sister Chunku, Bhim (ein Mitarbeiter aus dem HH) und ich uns um 3 Uhr Nachts verabredet haben, um die 20 Km bis da oben zu laufen. Wir sind ein wenig später losgekommen, da meinen Wecker auf 2:25 PM gestellt habe und Sister mich wachrufen musste…

Es war sehr schön Nachts durch die Stadt zu laufen, da man die Straßen sonst nur mit hupenden und umhereilenden Menschen verbindet. Nur ein paar wilde Hunde haben uns angebellt und vereinzelte Autos sind uns entgegengekommen. Ansonsten sah man einen sternenklaren Himmel während einen die kalte Luft von Darjeeling umschlossen hat.

Die latzten 5-6 Km waren echt hart, da es steil bergauf ging und wir uns ein bisschen beeilen mussten um noch pünktlich zum Sonnenaufgang anzukommen. Aber wir haben es geschafft und es die Anstrengung und Schmerzen in den Beinen haben sich wirklich gelohnt.

Langsam wurde die ganze Landschaft in rot-oranges Licht getaucht und wir konnten sogar die Spitze des Everest sehen, obwohl der doch sehr klein wirkte gegen den Kanchenjunga direkt vor unserer Nase.

Auf dem Rückweg war die Stimmung ein wenig ausgelassener, wir haben gelacht und gescherzt. Auf halber Strecke runter haben wir noch ein Frühstück bei einer Weberin des HH bekommen, die dort ihr Haus hatte. Ab da haben wir dann auch ein Auto zurück genommen. Naja ca 27 Km laufen war dann auch erstmal genug:)

Wer noch mehr Fotos sehen möchte, kann gerne auf den Link klicken und bei Google Fotos mal gucken:

https://photos.app.goo.gl/RxZN3q9Dw2FjGQez6

Kategorien: Allgemein

1 Kommentar

Elias Bauer · 18. Juli 2020 um 18:21

Hallo und Danke für den interessanter Beitrag! Sehr
schön Blog.

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