Ich kanns kaum glauben. Ich sitze mit den anderen meiner Reisegruppe (Florian und Maleen) im Flieger nach Delhi. Nach 7,5 Stunden Flug landen wir morgens auf indischem Boden. Welcome to India, once again:) In mir steigt Vorfreude auf. Nach der Visakontrolle und dem Gepäck- Abholen treten wir aus dem Flughafen. Dort treffen wir nach kurzer Zeit auf Godwin, den ich letztes mal in Indien kennengelernt habe. Um zum Hotel zu kommen haben wir übers Handy ein Auto bestellt, was uns dann zum Hotel bringen sollte. Nach etlichen Calls und viel hin und her saßen wir dann zwischen unsere Taschen gequetscht im Auto, was uns quer durch Delhi brachte.
Der erste Eindruck aus dem Fenster war irgendwie vertraut. Als wir dann aus dem Auto stiegen kam dann die eigentliche Realisation: Ja, du bist nach vier Jahren wieder in Indien! Sprich, überall Gehupe, staubige Luft, ein Geruch von Essen, Abfall und Autoabgasen und eine ganze Menge Menschen. Ein Gefühl von Vertrautheit, Aufregung und Verwirrung überkommt mich. Verwirrung, weil alles einerseits neu ist und ich unbekannt, ich aber vieles von der Kultur wiedererkenne. Als wir später noch umherliefen habe ich mich schon dabei erwischt, wie ich in alte Gewohnheiten von damals zurückfiel: Das Kopfwackeln, die Hände vor der Brust zusammenführen für das Namaste, das Essen mit den Händen und das recht souveräne Überqueren riesiger Kreuzungen. Mir fällt auf, wie sehr ich all das vermisst habe. Die Restaurants am Straßenrand, der Chai an jeder Ecke, das Chaos auf den Straßen und das rege und bunte der Menschen hier. Mir fallen aber auch negative Seiten wieder mehr auf, wie der Müll am Straßenrand, dass man ständig angestarrt wird oder der Fakt, dass hier viel korrupte Mentalität, sowie Armut und Ungerechtigkeit herrscht.



Nachdem wir unsere Rucksäcke abgestellt und uns ein wenig frisch gemacht haben, sind wir durch die Stadt, vielmehr die Gassen des Viertels unseres Hotels gelaufen. Wir haben viel gestaunt und gelacht. Unsere Mission war erkunden, Geld abheben und Sim-Karten kaufen. Mission Geld abheben war schnell erledigt, wegen der Sim-Karten wollte Godwin dann einen Kumpel von ihm suchen. Wir machten aus uns ca. 10 min später an der Stelle, an der wir uns verabschiedet hatten, wiederzutreffen. Naja, nach einer Stunde (ohne zu wissen wo er ist und wann er wiederkommt) hatte Godwin dann einen Sim-Kartenshop ausfindig gemacht, in dem es für ihn möglich war welche zu kaufen, ohne über den Tisch gezogen zu werden. Wir hatten währenddessen eine Stunde Zeit uns die Menschen um uns herum zu beobachten:D Indien lehrt mich schon am ersten Tag wieder Geduld und ein Gesundes Maß an „es so nehmen wie es kommt“. Den Tag haben wir dann entspannt auf der Dachterasse mit einem scharfen aber leckeren Mix aus Roti (Teigfladen) und Channa Masala (Kichererbsencurry) ausklingen lassen.
Der zweite Tag startete mit einem entspannten Frühstück bei uns im Hotel. Anschließend sind wir mit der Rikscha zum Red Fort gefahren (Festungs- und Palastanlage). Jedoch hatte dieser geschlossen und so sind wir unserem Ziel von gestern weiter nachgegangen, die Stadt und die Kultur, sowie das Essen zu erkunden. Letzendlich sind wir bei einem Jain-Tempel (Chandni Chowk) gelandet. Dieser war unglaublich prunkvoll und hatte eine besondere Atmosphäre.


Später sind wir in einem weiteren Jain-Tempel gelandet, welcher zwar weniger verziert war, aber ähnlich friedvoll auf mich wirkte. Und das mitten in Delhi, der zweitgrößten Stadt der Welt, inzwischen etlicher Gassen durch die ca. 20 Rollerfahrer pro Minute hupend „langbrettern“. Ich merke, wie mich das Land aufs neue catcht:)
Der „Jainismus“ wird auch als „Jinismus“ bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine Philosophie, bzw. Lebensentwurf, die vor allem in Indien, mehrheitlich Rajasthan und Gujarat gelebt wird. Im Vergleich zu anderen Religionen glauben die Jains nicht an einen Schöpfergott. Die geistigen Führer des Jainismus werden als Tirthankaras („Furtbereiter“) bezeichnet, um ihre Funktion als Mittler zwischen der materiellen und der spirituellen Welt zu verdeutlichen. Diese sollen den Menschen helfen spirituelle Erleuchtung zu erlangen und die Freiheit von wiederholter Wiedergeburt (Samsara) zu erlangen. Ein Grundprinzip des Jainismus wird als Gewaltlosigkeit beschrieben und bezieht sich auf den Schutz aller Lebewesen. Das bedeutet, die Anhänger der Religion sollen weder Lebewesen töten noch verletzen. Die Jains ernähren sich deshalb vegetarisch, bzw. essen kein Wurzelgemüse. Weitere Prinzipien sind Besitzlosigkeit und Vielseitigkeit.

Zuletzt sind wir auf unserem Streifzug auf eine Moschee (Jama Majid Mosque) gestoßen. Dort wurden wir dann auch das erste mal nach einem Foto gefragt. Hier ist mir das Ausländer-Sein wieder extrem aufgefallen. Wir wurden permanent angeguckt, oder angesprochen (vor allem Maleen und ich) und man verlangt mehr Geld von uns für den Eintritt.
Die nächsten Tage hier in Delhi sind ähnlich wie die vorher beschriebenen verlaufen…den Tag entspannt starten und dann etwas die Stadt erkunden und Challenges meistern, wie Metro fahren, Preise verhandeln oder Essen bestellen. Da wir oft die Namen der Gerichte nicht zuordnen können, fragen wir meist was wir uns darunter vorstellen können oder fragen die Menschen davor, wie ihr Gericht heißt und bestellen dann:D




Eine Woche haben wir nun hier verbracht. In der Millionenstadt, vor der viele warnen, eine Stadt mit unglaublich vielen Gegensätzen. Wo arm und Reich direkt nebeneinanderher leben. In einem Moment laufe ich an Familien vorbei, die auf einem Mittelstreifen einer stark befahrenen Straße wohnt. Und eine Station später mit der Metro treffe ich auf englischsprechende Menschen, inmitten gepflegter Straßen mit bewässerten grünen Mittelstreifen.


So extrem habe ich mir lange keine Gedanken mehr darüber gemacht und tut mir in der Seele weh. Vor allem so hilflos zu sein, an der Situation im Ganzen nichts ändern zu können. In diesem Zusammenhang merke ich, wie dankbar ich für meine privilegierte Lage sein darf. Selbst die Inder, mit denen wir gesprochen haben, waren erstaunt, dass es uns in Delhi gefallen hat. Ja, es war voll auf den Straßen, ja, wir wurden über den Tisch gezogen und wir sind im Dunkeln nicht mehr rausgegangen. Aber nein, ich hatte auf der Straße nie das Gefühl meine Tasche beschützen zu müssen oder habe mich in irgendeiner Form belästigt oder unwohl gefühlt. Ich fand die Stadt entgegen meiner Erwartung sehr faszinierend….wir haben sehr viele nette Menschen getroffen, die uns bei dem Finden von Wegen geholfen, Essensempfehlungen ausgesprochen haben und uns weitere Kontakte vermitteln konnten.
Als nächsten stop auf unserer Reise ging es nach Jaipur (the pink city). Dafür sind wir neun Stunden Zug in der sleeper class gefahren. Auch hier sah man beim herausfahren aus Delhi viele ärmere Gegenden, bzw. Slums. Kinder spielen auf den Gleisen, Familien duschen sich am Rand und der Weg über die Gleise ist ein täglicher. Hier ein paar Fotos zur Zugfahrt und noch ein paar Eindrücke zu Delhi:
















Great