Rückkehr in den Himalaya

Nach nun knappen zwei Monaten durch den Nordwesten Indiens musste ich mich schweren Herzens von den anderen verabschieden. So stand ich also am 25. April am Flughafen in Delhi, schaute nach meinem Flug in Richtung Bagdogra und kam mir etwas verloren vor. Auf diesen Moment habe ich knappe 4 Jahre gewartet und nun war ich auf dem Weg zurück in den Himalaya. Dort habe ich 2019/2020 mein FSJ absolviert und aufgrund von Covid abbrechen müssen. Und mich hat der Gedanke zurückzukommen die ganzen Jahre über nicht losgelassen. 

Als ich nach knapp 2 Stunden sicher gelandet war und den Flughafen in Bagdogra verließ und im Auto in Richtung Siliguri (die nächste Stadt) saß, kam mir vieles doch sehr vertraut vor. Auch die Straße, die hoch in den Himalaya führt, weckte in mir sehr heimische Gefühle. Es fühlte sich ein Stück weit an, als würde ich nach Hause fahren. All in all, es war schön, nun zu einem Ort zu fahren, den ich kannte, wo ich kein Google maps brauchte und mit vielen Ecken der Stadt schon eine Geschichte verbinde. 

Angekommen in der Hayden Hall konnte ich meinen Augen kaum trauen. Ja, ich war zurück! Ich konnte mit dem Grinsen gar nicht mehr aufhören. Vor allem weil der Geruch, das Gebäude und die Geräusche so unfassbar vertraut waren. Ich habe sogar im gleichen Bett wie damals geschlafen. Die ersten Tage umgab mich ein Gefühl aus Vertrautheit, aber auch Verwirrtheit. Denn es hat sich nicht viel geändert, seitdem ich weg war, jedoch habe ich mich ja verändert. Es kam mir dennoch so vor, als wäre ich in einer anderen Timeline gelandet. Es war ein wirklich schönes Gefühl, von allen begrüßt zu werden. Bei manchen hatte ich mich gar nicht angekündigt und das erstaunte Lächeln auf ihren Gesichtern war unbeschreiblich…Es kam mir nicht vor, als wäre ich vier Jahre weg gewesen, sondern eher als wäre es eines gewesen:D

Dass ich mich verändert habe und auch älter geworden bin, ist mir dann erst wirklich aufgefallen, als ich wieder im Strive stand und mit den Kindern gespielt, gesungen und das Alphabet gelernt habe. Während dieses Tages sind mir kulturelle Unterschiede aufgefallen, die ich damals aus anderer Sicht und weniger reflektiert gesehen habe, einfach durch fehlende Erfahrung in dem Bereich. Durch mein Studium habe ich jetzt auf einige Routinen, Verhaltensweisen und Sichtweisen eine andere Perspektive bekommen, bzw. eine Meinung bilden können. Das in den letzten Jahren Erlernte hilft mir nun dabei das damals und heute Erfahrene einzuordnen und zu reflektieren. (Dazu kommt aber sehr wahrscheinlich noch ein zusätzlicher Blogeintrag)

Ein paar Tage später saß ich dann im shared taxi nach Kalimpong. Hier werde ich meine nächsten zweieinhalb Monate verbringen und verschiedene Kunstprojekte an der Gandhi Ashram School leiten. Darunter das Gestalten eines neuen Banners für das Auditorium und das Gestalten der Summer Art Exhibition. Dafür arbeite ich in den Kunststunden mit den Kindern zum Thema Natur und die vier Elemente. Im Juni wird dann eine Ausstellung aufgebaut, wo auch die Eltern kommen können, um sich diese anzuschauen. Zudem ist auch eine meiner Aufgaben das Überarbeiten des Kunst-Curriculums.

Da ich damals auch schon kleinere Projekte, wie die Gestaltung des Banners für das Auditorium oder das Malen von Instrumenten für die neuen Kunsträume an- und begleitet habe, ist mir die Schule und Umgebung schon vertraut. 

Doch dieses Mal wohne ich bei und mit einer Familie in der Nähe der Stadt. Ich habe zwei Gastbrüder Jerad und Jerome (8 und 11 Jahre alt), eine Gastmutter (Binita) und einen Gastvater (Justin), sowie einige kleine Gastfische, die im Wohnzimmer im Aquarium ihre Kreise ziehen:D Jerad und Jerome gehen auf eine englische Privatschule und Binita arbeitet für die Hayden Hall, welche neuerdings auch eine Zweigstelle in Kalimpong hat. Hier gibt es auch einen kleinen Fair trade shop, für welchen Näherinnen Taschen, Kulturbeutel, Mützen oder ähnliches vor Ort herstellen. Hier noch genauere Infos über die Arbeit der Hayden Hall:

Die Hayden Hall – Mittendrin statt nur dabei – Lara in Indien (fsj-indien.de): Rückkehr in den Himalaya Hayden Hall – Human Development Through Love and Service (haydenhalldarjeeling.org): Rückkehr in den Himalaya

Binita ist sowohl im Shop, ihr Schwerpunkt ist jedoch die Arbeit mit Frauen und Kindern bezüglich early child marriage, child protection, sowie die Aufklärung über diese Themen und die generelle Begleitung von Frauen und Kindern auf den Dörfern. Da ich ihre Arbeit sehr spannend finde und diese Themen auch in Bezug auf mein Studium anschließen, begleite ich sie ab und zu auf Dörfer, schreibe reports über bestimmte Fälle oder verfasse Präsentationen über early child marriage und sexual abuse.

Wir wohnen in einer Wohnung nähe der Main Road…das Leben ist hier ein eher einfaches. Wir haben beispielsweise kein warmes Wasser, dafür aber eine Waschmaschine. Möchte man warmes Wasser muss man dieses erst auf dem Herd erhitzen, gekocht wird mit Gas. Dennoch haben wir eine große Küche, ein Wohnzimmer, ein weiteres Schlafzimmer und ich mein eigenes kleines Zimmer:)

Ansonsten pendelt sich hier so langsam ein Alltag ein. Wir wachen alle ca. gegen 6:30 auf und machen uns nach und nach fertig für den Tag, nebenbei isst jeder Frühstück, wenn Zeit dafür ist. Meistens hole ich gegen kurz nach 7:00 die Milch von der Straße, die in einer Plastikwasserflasche für uns geliefert wird. Danach gibt es dann den ersten morgendlichen Chai. Ich verlasse das Haus um 8:00 und laufe ungefähr 20 Minuten durchs grün zur Schule. Dort fängt die Assembly um 8:40 und der Unterricht um 9:00 an. 

Der Schultag besteht aus 8 Unterrichtseinheiten à 40 Minuten, einer 15-Minütigen Chaipause und einer Mittagspause, in der alle SchülerInnen und LehrerInnen essen bekommen. In den Kunststunden, die jede Klasse einmal die Woche in Form einer Doppelstunde hat, gehe ich mit dem Kunstlehrer Norzet Sir und einer anderen Freiwilligen Ilka in die Klassen oder gehe mit den SchülerInnen in den Kunstraum und leite kleinere Projekte oder werde mit den Kindern in irgendeiner Form aktiv:D. Um 15:20 endet der Schultag und ich trete meinen Rückweg an. 

Falls ihr noch mehr über die Schule lesen wollt, schaut doch gerne hier vorbei: 

Die Gandhi Ashram School – Mittendrin statt nur dabei – Lara in Indien (fsj-indien.de): Rückkehr in den Himalaya https://www.instagram.com/gandhiashramschoolkalimpong?igsh=MWIwNWF2Y2htazNwMQ==: Rückkehr in den Himalaya

Zuhause angekommen habe ich meist etwas Zeit für mich… in dieser Zeit telefoniere ich mit FreundInnen aus Deutschland, gehe duschen, bereite Projekte vor, schreibe Blogeinträge, verbringe Zeit mit meinen Gastbrüdern, ruhe mich aus oder helfe Binita beim Zubereiten des Abendessens. 

An manchen Tagen gehe ich auch Wasser holen. Wasser holen bedeutet mit einem Kanister entweder zu einem Wassertank ein Stockwerk tiefer oder zu einer Wasserstelle 10 Minuten von unserem Haus, den Berg hinunter zu gehen. Da gerade dry season ist, wird das Wasser hier in Kalimpong knapp. Somit kann es vorkommen, dass wir mehrere Tage kein fließendes Wasser aus dem Hahn haben und literweise Wasser holen, bzw. organisieren müssen. Erst jetzt wird mir wirklich klar, was für ein Privileg es ist, Zugang zu fließendem Wasser zu haben. Und wie viel Wasser man als Familie für die grundlegendsten Tätigkeiten, wie Kochen, Duschen, Trinken und Waschen braucht. All das war mir in der Intensität zuvor nicht bewusst…also schätzt 1. eurer meist unbegrenzt fließendes Wasser und 2. meist in der westlichen Welt auch euer trinkbares Leitungswasser! Dies ist wirklich nicht selbstverständlich:)

Das war ein kurzer Abriss dessen, was mein Leben die nächsten Wochen betrifft:) falls ihr noch Fragen habt oder euch noch etwas interessiert, schreibt gerne einen Kommentar oder mir persönlich per Mail unter lara-schoenemann@gmx.de:)

Das Ende der Reise: Haridwar und Rishikesh

Nach ungefähr einer Woche in Varanasi sind wir wieder ins Auto gestiegen und in den Norden gefahren. Auch dieses mal sind wir nicht in einem durchgefahren, sondern haben unsere Strecke bis nach Haridwar/Rishikesh auf zwei Reisetage aufgeteilt. 

Wir sind zunächst für zwei Nächte nach Haridwar gefahren und dann nach Rishikesh für die letzte Woche. Die beiden Städte liegen nur ca. 45 min. Autofahrt auseinander.

In beiden Städten war es endlich ein wenig kühler als im restlichen Teil des Westens, in dem wir unterwegs waren. Das liegt aber auch daran, dass wir dort endlich schwimmen konnten! Etwas weiter oben entspringt der Ganges und ist dementsprechend deutlich sauberer als es in Varanasi der Fall war. Es hat auf jeden Fall unglaublich gut getan, sich bei der Wärme abkühlen zu können. Manchmal hatte es ein wenig Freibadvibes:) Aber dennoch wird der Fluss nach wie vor als heilig angesehen. Auch hier wurde am Wasser gebetet, Wasser abgefüllt für zuhause und man konnte die Energie des Flusses in der Stadt spüren. Hier ein paar Impressionen: 

Nach unserer Zeit in Haridwar ging es dann weiter nach Rishikesh. Rishikesh ist als Stadt des Yoga bekannt und vor allem auch durch die Beatles:) Diese haben dort im Jahr 1968 an einem Meditationskurs teilgenommen und mehrere Lieder geschrieben. Es heißt sogar, dass dieser Besuch die produktivste Zeit für das Songwriting der Beatles war. Es gab mehrere Gründe, warum die Beatles irgendwann den Ashram verließen (die Details sind an dieser Stelle in meinen Augen zu umfangreich, wenn ihr interessiert seid, könnt ihr es gerne nachlesen), jedoch blieb der Aufenthalt der Beatles noch lange in Erinnerung. Durch das anhaltende Interesse an dem Retreat der Beatles wurde der verlassene Ashram der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und nach den Beatles benannt. 

Witzigerweise sind wir letztendlich gar nicht in den Ashram gegangen, da uns der Eintritt für das, was wir eventuell sehen könnten, zu teuer war. Stattdessen haben wir uns im Ganges die Füße umspülen lassen und Steinweitwurf gemacht:D

Rishikesh hat mir echt gut gefallen, auch wenn es mir schon etwas zu touristisch und westlich war… denn die Stadt ist vor allem auf Yoga und Meditation ausgelegt, was natürlich viele Europäer anlockt. Dementsprechend gibt es zahlreiche Yoga-Ashrams, Kurse in allen Variationen und auch viel westliches Essen. Der Ort ist sehr ruhig und von Bergen umgeben, also wirklich idyllisch und genau passend um der typischen Indien- Hektik zu entgehen. Wir hatten wir eine unfassbar schöne Zeit in Cafés, am Strand, beim Rafting und bei mal wieder sehr leckerem Essen. 

Doch irgendwann stand dann der Abschied bevor. Flo und Maleen blieben noch ein paar Tage länger in Rishikesh, während ich mich mit Abhi auf den Weg nach Delhi gemacht habe, um von dort aus in den Himalaya zu fliegen. Als ich dann im Auto saß und die leere Rückbank sah, war mir schon etwas schwer ums Herz, ein Kapitel schloss sich mit diesem Abschied. Dennoch fahre ich mit Dankbarkeit im Herzen. Es war eine unfassbar schöne, intensive und unbeschreiblich schöne Zeit mit den anderen!

Roadtrip zum heiligen Fluss im Herzen Indiens: Die Besonderheiten von Varanasi

Eine unfassbar faszinierende Stadt, wie ich finde und auf jeden Fall einen Blogeintrag wert!

Doch ich fange von vorne an. Unser ursprüngliche Plan war, von Ahmedabad einen Zug zu nehmen, um nach Varanasi zu kommen. Doch dieser wurde uns gecancelt, sodass wir zurück nach Udaipur fuhren. Dort waren wir in der Woche zuvor und haben während unserer Zeit Abhishek kennengelernt. Aufgrund unserer Tattooideen sind wir damals in sein Tattoostudio gekommen und haben uns von ihm tätowieren lassen. Wir haben Zeit miteinander verbracht und auch als wir in Ahmedabad waren, den Kontakt gehalten. Und so kam es, dass er gegenüber uns den Wunsch geäußert hat, unserer Gruppe in Richtung Varanasi zu joinen. Außerdem war er gerade dabei ein Auto für seinen Bruder zu kaufen. 

Ja, es klingt alles ziemlich spontan und das war es auch und ist auch irgendwie typisch Indien:D Und so kam es, dass wir auf einmal anstatt im Zug zu sitzen, in Abhisheks neuem Auto saßen. Das Gepäck im Kofferraum und auf dem Dachgepäckträger, wir (wie immer) bestens ausgestattet mit Keksen und Obst auf unseren Plätzen. Auf dem Amaturenbrett ein kleiner Ganesha, umhüllt von Blumen, der uns auf unserem Weg begleiten sollte. Generell war Abhishek mit seiner Familie zuvor bei verschiedenen Tempeln, um das Auto zu segnen und auch um es in gewisser Weise in der Familie aufzunehmen. 

Und so ging es für uns auf große Reise… ca. 1300 Km Strecke warteten auf uns. Die sind wir natürlich nicht durchgefahren, sondern haben das ganze in vier Reisetage gestaffelt. So sind wir über Ajmer nach Agra, Lakhnau und am Ende Varanasi gefahren. In Ajmer haben wir den ersten Regen in diesem Jahr erlebt (es war völlig unwirklich nach knapp einem Monat ohne) und sind kurzerhand mitten hindurch zurück zum Hostel gerannt:) In Agra war ein obligatorischer Taj Mahal- Besuch zum Sonnenaufgang geplant. Zunächst war ich mir unsicher, ob ich wie jeder Tourist dorthin möchte, doch irgendwie hat es ja auch Gründe, warum das Gebäude so berühmt ist. Und ja, was soll ich sagen, es war unglaublich imposant und absolut sehenswert.

In Lakhnau hatten wir eine kleine Wohnung für uns, die auch eine Küche besaß. So sind wir kurzerhand einkaufen gegangen…in einem kleinen Laden für Gewürze und einem lokalen Markt für Gemüse. Es war für uns wirklich ein Highlight, da wir zu dem Zeitpunkt seit 1,5 Monaten nicht mehr selbst gekocht hatten. Abhishek war unser Koch, wir seine Schüler…wir haben indisch gekocht (Gobhi, Papad, Turai), sprich Blumenkohl und Zuccinicurry, dazu Reis und eine Art sehr dünnes, frittiertes Brot. Es hat wirklich gut geschmeckt!

Am vierten Reisetag waren wir alle schon etwas gerädert, aber irgendwie gewöhnt man sich auch ans Autofahren:) 

In Varanasi angekommen, wurde Abhisheks Geduld mal wieder auf die Probe gestellt. Es war unglaublich voll auf den Straßen und dort, wo uns Maps haben wollte, konnten wir nicht fahren, da keine Autos erlaubt waren. Er hat uns dennoch sehr souverän durch den Verkehr gefahren und nach einiger Zeit auch einen Parkplatz gefunden, der nicht schon ausgebucht war. Angekommen im Hostel sind wir zunächst auf die Terrasse und wurden mit einem atemberaubenden Ausblick belohnt. 

Vor uns lag der Ganges, umgeben von den alten Gebäuden der Stadt. Varanasi gilt als eine der ältesten Städte Indiens. Am Himmel sah man kleine schwarze Drachen, die von verschiedenen Dächern der Stadt gesteuert wurden. Auch unten am Wasser herrschte eine besondere Stimmung. Es war ruhig im Vergleich zum normalen, mir vertrauten Stadtlärm. Keine hupenden Autos zum Beispiel…dafür das Brummen der Motoren der Boote, Gespräche der Menschen und vereinzelt das Plätschern des Wassers der Badenden. 

In den Gassen ist es heiß, die Luft steht und ist geschwängert von Rauch und Staub. Die Stadt ist laut und leise zugleich so scheint es mir. Die Menschen drängen sich aneinander vorbei, gehen ihren Routinen nach und doch ist die Stimmung andächtig. Diese Stadt gilt auch als eine der heiligsten Städte des Hinduismus und wird auch als Stadt des Gottes Shiva Vishwanath bezeichnet. Die Menschen kommen hier aus einem bestimmten Grund hin. Der Ganges. Die Ufer des Ganges sind durch verschiedene Ghats (84 insgesamt) zu erreichen. Ghats sind Stufen, die zum Ufer führen, unterschiedlich groß und bunt sind und verschiedene Namen tragen. So werden die meisten Ghats zum Baden genutzt, während beispielsweise am Dashashwamedh Ghat Zeremonien stattfinden. Außerdem git es zwei Ghats (Manikarna und Harishchandra), die auch Burning Ghats genannt werden. Dort finden Verbrennungen von Verstorbenen statt. Die Hindus glauben daran, dass, wenn jemand in Varanasi eingeäschert wird und seine Asche in das heilige und reinigende Wasser des Ganges gegeben wird, sein Reinkarnationszyklus endet und er das Nirwana erreicht. Jeden Tag werden am Manikarnika Ghat, dem etwa 100 Leichen auf Holzscheiterhaufen am Flussufer eingeäschert. Dieses Ghat ist wirklich rund um die Uhr an jedem Tag in Betrieb. Sogar nachts werden dort Verstorbene eingeäschert. 

Meist werden die Verstorbenen zunächst auf einer mit Blumen und Tüchern geschmückten Trage zum Fluss getragen und kurz ins Wasser getaucht. Im Anschluss wird die Trage auf den Scheiterhaufen gelegt und das Feuer entzündet. Die Angehörigen bleiben bis zum Schluss dabei und verstreuen meist am Ende die Asche im Fluss. 

Doch können wohl nicht alle an diesen Ghats verbrannt werden, habe ich herausgefunden. Schwangere, Kinder, Priester und auch Leprakranke werden wohl auf einer Trage auf den Fluss gelegt und werden dann mit der Strömung davongetragen. Zudem dürfen nur die Menschen aus Varanasi selbst dort eingeäschert und in den Fluss gelegt werden. Das ganze mag sehr düster, makaber und gruselig klingen, aber Varanasi ist voller Leben und Feiern. In Varanasi zu sterben und eingeäschert zu werden, bedeutet, die Chance zu haben, Moksha (das Ende des Wiedergeburtszyklus) zu erreichen. 

Ich war mir auch zunächst nicht sicher, wie ich all dem entgegenstehen soll…doch dadurch, dass die Menschen vor Ort ein anderes Verständnis von Leben und Tod haben, war es für mich auch leichter die öffentlichen Verbrennungen nachzuvollziehen. Für die Menschen bedeutet der Tod nicht das Ende, sondern eher die Erlösung. Generell ist der Tod Teil des Lebens und nicht so negativ konnotiert, wie er es bei uns in der westlichen Welt ist. Dennoch fand ich es falsch, den Verbrennungen zuzugucken oder dem allzu nah zu sein, einfach weil ich den Angehörigen den Raum zu geben, den sie brauchen und mich nicht gern in der Beobachtungsrolle befunden habe in diesem Kontext. Dementsprechend habe ich immer ein Ghat vorher wieder umgedreht. Doch viele Andere schien das kaum bis gar nicht zu stören: Es wurde teilweise einige hundert Meter daneben Lassi getrunken und in die Richtung geschaut, was auch nicht negativ aufgefallen ist. Schon eher paradox in meinen Augen.

In der Stadt werden zudem religiöse Zeremonien gehalten, wie beispielsweise die Aarti. Ganga Aarti ist eine Puja-Zeremonie, die jeden Morgen bei Sonnenaufgang und jeden Abend bei Sonnenuntergang stattfindet. Die Aarti-Zeremonie ist eng mit den hinduistischen Traditionen verflochten. Die Legende besagt, dass Lord Brahma, der Schöpfer des Universums, das erste Ganga Aarti in Varanasi durchführte. Im Laufe der Zeit gewann das Ritual an Bedeutung und ist nun fester Bestandteil eines jeden Tages in Varanasi. Dieses Ritual wird durchgeführt, um dem heiligen Fluss Ganges und damit auch der Göttin Ganga zu huldigen. Die Menschen glauben, dass die Teilnahme an der Ganga Aarti in Varanasi und das Einatmen des Rauchs der Lampe an der Ganga Aarti die Seele reinigt. 

Die Zeremonie wird von fünf gelehrten Pujari (Priester) aus Varanasi durchgeführt. Alle Priester tragen das gleiche Outfit, einen weißen/cremefarbenen Dhoti, eine safranfarbene Kurta und eine goldene gamcha (eine Art Schal, der über der Schulter liegt und um die Hüften gebunden wird). 

Das Ritual folgt in der Regel einer Reihe von Reihenfolgen, beginnend mit einem Reinigungsritual. Die Priester reinigen ihre Hände, ihren Mund und ihren Körper als symbolische Geste der Reinigung und bereiten sich darauf vor, dem Göttlichen Gebete darzubringen. Das Hauptritual der Ganga Aarti ist das Anzünden von Öllampen. Im Uhrzeigersinn beginnen die Priester, die riesigen Feuerlampen zu kreisen. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Ganga Aarti ist das Schwingen von Räuchergefäßen, Räucherstäbchen und Weihrauch. Der Weihrauch steht beispielsweise für die Reinigung der Atmosphäre und die Erhebung der Gedanken in Richtung des göttlichen Reiches. 

Zudem werden Blumenblätter in die Luft geworfen und damit dem Fluss dargebracht. Dieser Akt symbolisiert Hingabe und Dankbarkeit, da die Blumen als schöne Opfergabe an die göttliche Göttin Ganga angesehen werden. Während des gesamten Aarti singen die Priester heilige Hymnen und Mantras, bitten um Segen und beten für den Ganges und die mit ihm verbundenen Gottheiten. 

Ich habe an der Zeremonie zweimal teilgenommen…einmal von den Treppenstufen, mit Blickrichtung Wasser und das zweite Mal von einem Boot aus. Ich fand die Zeremonie unglaublich faszinierend. Ich war sehr bewegt von den Gesängen und fast schon hypnotisiert von den Bewegungen der Priester. Generell hatte dieser Platz und die Bewegungen eine beruhigende Wirkung auf mich, ich habe mich geerdet und innerlich ruhig danach gefühlt. Es war schon fast magisch, die Lichter der Öllampen, die sich abheben vom immer dunkler werdenden Himmel… Also allemal ein Besuch wert! 

Zusammenfassend ist Varanasi ganz anders als alle anderen Städte, die ich vorher erlebt habe. Der Fokus liegt hier viel mehr auf der Spiritualität und dem Glauben und die Stadt umgibt eine besondere Atmosphäre, die mich berührt und mir ein Stück Frieden geschenkt hat… vor allem die Umgebung nah am Wasser ist wirklich schön und auf eine Art auch besänftigend. Ich habe die engen Gassen sehr genossen (die noch immer sich durchquetschenden Mofas nicht), das vorzügliche Essen, sowie den weltbesten Lassi trinken können. Zudem fand ich es unfassbar interessant hier nochmal auf ganz andere Weise mit dem Hinduismus in Kontakt zu kommen. So konnte ich an einigen Ritualen teilnehmen und habe Ansichten/spirituelle Geschichten/Verhaltensweisen etc. erleben und im Nachhinein durch Erklärungen nachvollziehen dürfen. Doch habe ich längst nicht alles erlebt, gesehen und verstanden, vor allem auf spiritueller Ebene. Also hoffentlich bis zum nächsten Mal Varanasi!

Hier noch ein paar Fotos:)

Unser Besuch in einer Papierfabrik

In diesem Blogeintrag möchte ich meine Gedanken und Eindrücke über unseren Besuch in einer Papierfabrik in Jaipur berichten, da dieser mich sehr zum nachdenken angeregt hat. Doch zunächst einmal die Vorgeschichte:

Maleen studiert „Restaurierung und Konservierung von Schriftgut“ und schreibt ihre Masterarbeit über Jain-Manuskripte. Diese stammen vorwiegend aus dem 15./16. Jahrhundert. Sie versucht herauszufinden, aus welchen Fasern diese bestehen und wie eine Restaurierung dieser Manuskripte möglich wäre. In der Literatur wird vermutet, dass Jute und Hanf der Hauptbestandteil sind. Zusätzlich zu ihrer Literaturrecherche möchte sie nun auch Informationen aus Indien selbst miteinfließen lassen und möchte nun bestenfalls die Jute-Hanf-These bestätigen, indem sie mit den Menschen vor Ort redet.

Aus diesem Grund hatte sie einen Termin mit dem Chef einer Papierfabrik in Jaipur … Florian und ich haben sie begleitet. Zunächst wurden wir durch einen bewachten Eingang gewunken und wurden bis in ein modernes Büro geführt. Dort haben wir von einem Bediensteten Wasser angeboten bekommen und Maleen durfte dem Chef (ich nenne bewusst keine Namen) mehrere Fragen zu der Beschaffenheit der Manuskripte und der Herstellung des Papiers stellen. Er erzählte uns unter anderem, dass seine Fabriken eine der größten in Jaipur sind, aber schon seit 20 Jahren nur noch Papier aus Baumwolle herstellen. Am Ende des Gesprächs wurden wir zu einer privaten Führung durch eine seiner Fabriken eingeladen.

Dort wurden wir mit seinem privaten Auto von seinem Fahrer hingefahren. Am Eingang weckte das Schild „Child Labour Prohibited“ meine Aufmerksamkeit. Meine erste Reaktion war positiv, ich finde es wirklich gut, dass sie keine Kinderarbeit unterstützen, aber dass sie dafür extra ein Schild brauchen, stimmte mich wiederum sehr nachdenklich.

In der Fabrik selbst durften wir beobachten, wie Papier hergestellt wird. Dafür wird Baumwollstoff zerkleinert und in Wasser eingeweicht. Die sogenannte Pulpe wird dann in eine Art Becken geleitet, wo dann mit einem Schöpfrahmen eine Schicht dieses Baumwoll-Wassergemischs abgetragen wird. Diese wird gepresst und im Anschluss aufgehängt zum trocknen. Am Ende wird das Papier ggf. noch zugeschnitten und auf Qualität geprüft. Es entsteht ein rechteckiges Papier, ca. A2 Format. Dieser Prozess ist der ursprüngliche, sehr aufwändige Vorgang Papier herzustellen. In der Fabrik haben wir zwar auch die Becken zum Schöpfen anschauen können, jedoch waren diese nicht wirklich in Benutzung. Hier wurde das Papier „Handmade“ mit der Maschine hergestellt. Aber auch hier sah man die einzelnen Schritte: Der Baumwollstoff wird mit Wasser gemischt und eingeweicht, später auf ein Band geleitet, wo es in der gewünschten Breite durch verschiedene Rollen geleitet wird, damit es dünner und trockener wird. Am Ende des Prozesses entstand eine Papierbahn, aufgewickelt in Rollenform.

Zusätzlich wurden in der Fabrik Dekoartikel, wie Papierweihnachtsbäume hergestellt. Hier gab es verschiedene Stationen. Stationen zum Ausschneiden/Stanzen, Bemalen, Kleben, Bedrucken und auch zum Überprüfen, sowie zum Verpacken der einzelnen Artikel. Auffällig war, dass vor allem Männer an den Maschinen saßen und Frauen eher für das Bemalen, Kleben oder Sortieren waren. Arbeitsschutzkleidung gab es auch nicht wirklich. Es wurde in Schlappen gearbeitet und alle hatten ihre alltägliche Kleidung an. Lediglich einige Männer, die mit Farbe gearbeitet haben, hatten eine Stoffmaske auf. Zudem wirkten die Menschen dort nicht unzufrieden aus unserer Perspektive.

Ich fand es sehr aufwühlend zu sehen, was für ein Aufwand es ist, diese ganzen Artikel herzustellen und wie blind wir Menschen aus der westlichen Welt diese Artikel Jahr für Jahr kaufen. In welcher Masse sie genau für den Zweck produziert werden. Die Menschen in der Fabrik schienen nicht unter schlechten Konditionen zu arbeiten, aber das war auch nur eine Einschätzung von außen. Dennoch ist es erschreckend zu realisieren, wie unbedacht wir teilweise konsumieren, ohne zu wissen, wo dieser Artikel herkommt und durch wie viele Hände er schon gegangen ist.

Zudem war es sehr befremdlich durch die Fabrik geführt zu werden…man schaut den Leuten beim arbeiten zu und wird automatisch auf eine andere/höhere Ebene gehoben. Obwohl wir in Deutschland „nur“ studieren und nicht zur Oberschicht gehören. Das ist ein beklemmendes Gefühl, weil wir in keinster Weise besser oder höher gestellt als eine dort arbeitende Person sind.

Nach der Führung sind wir noch durch die Straßen gelaufen und sind auf eine weitere Papierfabrik gestoßen, aber in viel kleinerer Form, eher Familienbetriebsgröße. Dort hat uns einer der dort Arbeitenden umhergeführt. Sie stellten ihr Papier ausschließlich per Hand her. Auch hier wurde Baumwollstoff zerkleinert und in Wasser eingeweicht, sowie in ein Becken geleitet, wo dann mit einem Schöpfrahmen eine Schicht dieses Baumwoll-Wassergemischs abgetragen wird. Anschließend wird dieses gepresst und zum trocknen aufgehängt. Zudem war es in diesem Familienbetrieb längst nicht so sauber, wie in der großen Fabrik. Überall lagen Baumwollreste herum, generell war der Boden nicht gepflegt. Um das Gebäude herum lag viel Müll und lilafarbenes, blubberndes Wasser, was wohl das Abwasser war. Auch hier haben alle in ihren Alltagsklamotten gearbeitet. Zudem schienen die Menschen dort zu wohnen, zumindest konnten wir Betten und eine Feuerstelle erkennen.

Zu all dem muss gesagt werden, dass dieser Eintrag nur ein Einblick ist und die Gedanken dazu subjektiv. Ich weiß nicht, was es sonst noch für Fabriken gibt und wie es dort aussieht. Genauso wenig weiß ich, wie sehr das Westlich-Sein dazu beigetragen haben, dass ich „nur das zu sehen bekommen habe, was ich sehen sollte“.

DELHI: Eine Kontrastreiche Stadt

Ich kanns kaum glauben. Ich sitze mit den anderen meiner Reisegruppe (Florian und Maleen) im Flieger nach Delhi. Nach 7,5 Stunden Flug landen wir morgens auf indischem Boden. Welcome to India, once again:) In mir steigt Vorfreude auf. Nach der Visakontrolle und dem Gepäck- Abholen treten wir aus dem Flughafen. Dort treffen wir nach kurzer Zeit auf Godwin, den ich letztes mal in Indien kennengelernt habe. Um zum Hotel zu kommen haben wir übers Handy ein Auto bestellt, was uns dann zum Hotel bringen sollte. Nach etlichen Calls und viel hin und her saßen wir dann zwischen unsere Taschen gequetscht im Auto, was uns quer durch Delhi brachte.

Der erste Eindruck aus dem Fenster war irgendwie vertraut. Als wir dann aus dem Auto stiegen kam dann die eigentliche Realisation: Ja, du bist nach vier Jahren wieder in Indien! Sprich, überall Gehupe, staubige Luft, ein Geruch von Essen, Abfall und Autoabgasen und eine ganze Menge Menschen. Ein Gefühl von Vertrautheit, Aufregung und Verwirrung überkommt mich. Verwirrung, weil alles einerseits neu ist und ich unbekannt, ich aber vieles von der Kultur wiedererkenne. Als wir später noch umherliefen habe ich mich schon dabei erwischt, wie ich in alte Gewohnheiten von damals zurückfiel: Das Kopfwackeln, die Hände vor der Brust zusammenführen für das Namaste, das Essen mit den Händen und das recht souveräne Überqueren riesiger Kreuzungen. Mir fällt auf, wie sehr ich all das vermisst habe. Die Restaurants am Straßenrand, der Chai an jeder Ecke, das Chaos auf den Straßen und das rege und bunte der Menschen hier. Mir fallen aber auch negative Seiten wieder mehr auf, wie der Müll am Straßenrand, dass man ständig angestarrt wird oder der Fakt, dass hier viel korrupte Mentalität, sowie Armut und Ungerechtigkeit herrscht.

Nachdem wir unsere Rucksäcke abgestellt und uns ein wenig frisch gemacht haben, sind wir durch die Stadt, vielmehr die Gassen des Viertels unseres Hotels gelaufen. Wir haben viel gestaunt und gelacht. Unsere Mission war erkunden, Geld abheben und Sim-Karten kaufen. Mission Geld abheben war schnell erledigt, wegen der Sim-Karten wollte Godwin dann einen Kumpel von ihm suchen. Wir machten aus uns ca. 10 min später an der Stelle, an der wir uns verabschiedet hatten, wiederzutreffen. Naja, nach einer Stunde (ohne zu wissen wo er ist und wann er wiederkommt) hatte Godwin dann einen Sim-Kartenshop ausfindig gemacht, in dem es für ihn möglich war welche zu kaufen, ohne über den Tisch gezogen zu werden. Wir hatten währenddessen eine Stunde Zeit uns die Menschen um uns herum zu beobachten:D Indien lehrt mich schon am ersten Tag wieder Geduld und ein Gesundes Maß an „es so nehmen wie es kommt“. Den Tag haben wir dann entspannt auf der Dachterasse mit einem scharfen aber leckeren Mix aus Roti (Teigfladen) und Channa Masala (Kichererbsencurry) ausklingen lassen.

Der zweite Tag startete mit einem entspannten Frühstück bei uns im Hotel. Anschließend sind wir mit der Rikscha zum Red Fort gefahren (Festungs- und Palastanlage). Jedoch hatte dieser geschlossen und so sind wir unserem Ziel von gestern weiter nachgegangen, die Stadt und die Kultur, sowie das Essen zu erkunden. Letzendlich sind wir bei einem Jain-Tempel (Chandni Chowk) gelandet. Dieser war unglaublich prunkvoll und hatte eine besondere Atmosphäre.

Später sind wir in einem weiteren Jain-Tempel gelandet, welcher zwar weniger verziert war, aber ähnlich friedvoll auf mich wirkte. Und das mitten in Delhi, der zweitgrößten Stadt der Welt, inzwischen etlicher Gassen durch die ca. 20 Rollerfahrer pro Minute hupend „langbrettern“. Ich merke, wie mich das Land aufs neue catcht:)

Der „Jainismus“ wird auch als „Jinismus“ bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine Philosophie, bzw. Lebensentwurf, die vor allem in Indien, mehrheitlich Rajasthan und Gujarat gelebt wird. Im Vergleich zu anderen Religionen glauben die Jains nicht an einen Schöpfergott. Die geistigen Führer des Jainismus werden als Tirthankaras („Furtbereiter“) bezeichnet, um ihre Funktion als Mittler zwischen der materiellen und der spirituellen Welt zu verdeutlichen. Diese sollen den Menschen helfen spirituelle Erleuchtung zu erlangen und die Freiheit von wiederholter Wiedergeburt (Samsara) zu erlangen. Ein Grundprinzip des Jainismus wird als Gewaltlosigkeit beschrieben und bezieht sich auf den Schutz aller Lebewesen. Das bedeutet, die Anhänger der Religion sollen weder Lebewesen töten noch verletzen. Die Jains ernähren sich deshalb vegetarisch, bzw. essen kein Wurzelgemüse. Weitere Prinzipien sind Besitzlosigkeit und Vielseitigkeit.

Zuletzt sind wir auf unserem Streifzug auf eine Moschee (Jama Majid Mosque) gestoßen. Dort wurden wir dann auch das erste mal nach einem Foto gefragt. Hier ist mir das Ausländer-Sein wieder extrem aufgefallen. Wir wurden permanent angeguckt, oder angesprochen (vor allem Maleen und ich) und man verlangt mehr Geld von uns für den Eintritt.

Die nächsten Tage hier in Delhi sind ähnlich wie die vorher beschriebenen verlaufen…den Tag entspannt starten und dann etwas die Stadt erkunden und Challenges meistern, wie Metro fahren, Preise verhandeln oder Essen bestellen. Da wir oft die Namen der Gerichte nicht zuordnen können, fragen wir meist was wir uns darunter vorstellen können oder fragen die Menschen davor, wie ihr Gericht heißt und bestellen dann:D

Eine Woche haben wir nun hier verbracht. In der Millionenstadt, vor der viele warnen, eine Stadt mit unglaublich vielen Gegensätzen. Wo arm und Reich direkt nebeneinanderher leben. In einem Moment laufe ich an Familien vorbei, die auf einem Mittelstreifen einer stark befahrenen Straße wohnt. Und eine Station später mit der Metro treffe ich auf englischsprechende Menschen, inmitten gepflegter Straßen mit bewässerten grünen Mittelstreifen.

So extrem habe ich mir lange keine Gedanken mehr darüber gemacht und tut mir in der Seele weh. Vor allem so hilflos zu sein, an der Situation im Ganzen nichts ändern zu können. In diesem Zusammenhang merke ich, wie dankbar ich für meine privilegierte Lage sein darf. Selbst die Inder, mit denen wir gesprochen haben, waren erstaunt, dass es uns in Delhi gefallen hat. Ja, es war voll auf den Straßen, ja, wir wurden über den Tisch gezogen und wir sind im Dunkeln nicht mehr rausgegangen. Aber nein, ich hatte auf der Straße nie das Gefühl meine Tasche beschützen zu müssen oder habe mich in irgendeiner Form belästigt oder unwohl gefühlt. Ich fand die Stadt entgegen meiner Erwartung sehr faszinierend….wir haben sehr viele nette Menschen getroffen, die uns bei dem Finden von Wegen geholfen, Essensempfehlungen ausgesprochen haben und uns weitere Kontakte vermitteln konnten.

Als nächsten stop auf unserer Reise ging es nach Jaipur (the pink city). Dafür sind wir neun Stunden Zug in der sleeper class gefahren. Auch hier sah man beim herausfahren aus Delhi viele ärmere Gegenden, bzw. Slums. Kinder spielen auf den Gleisen, Familien duschen sich am Rand und der Weg über die Gleise ist ein täglicher. Hier ein paar Fotos zur Zugfahrt und noch ein paar Eindrücke zu Delhi:

Spenden

Meine Entsendeorganisation „Jesuit Volunteers“ bzw. die Jesuitenmission wird nur teilweise und das auch nur für Erwachsene bis zum 27. Lebensjahr durch das Förderprogramm „weltwärts“ gestützt. Deshalb sind Spenden jeglicher Höhe sehr willkommen!

Gerne könnt ihr meine Entsendeorganisation „Jesuit Volunteers“ sowie eine Summer School des „International Movement of Catholic Students“ Pax Romana auch finanziell unterstützen

Empfänger: Jesuitenmission

IBAN: DE61 7509 0300 0005 1155 82 (Liga Bank)

BIC: GENO DEF1 Mo5

Verwendungszweck: X38419 JV (für eine Spendenquittung bitte zusätzlich die Adresse angeben)

Oder online: www.jesuitenmission.de/spendenaktion.html

Vielen dank!

Die Gandhi Ashram School

Kalimpong liegt in einer nordindischen Bergregion, auf knappen 1400m Höhe im Himalaya. Das Leben der Menschen vor Ort ist ein einfaches, manchmal auch geprägt von Not, Benachteiligung, wie dem kärglichen Ertrag durch die Arbeit als Tagelöhner. Dadurch bleibt zumeist nicht genügend Geld, Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen. In der vom Jesuitenpater Edward McGuire gegründeten Gandhi Ashram School erhalten die Kinder täglich Unterricht, Mittagessen und können ein Instrument (Violine, Viola, Cello oder Klavier) lernen. Die Schule legt ihren Schwerpunkt auf Musik: Mit dem Schulorchester treten SchülerInnen sogar manchmal auf Konzerttourneen in Europa auf, studieren Musik an renommierten Universitäten Indiens, oder bilden sich anderweitig in diese Richtung weiter.

Kalimpong liegt in einer nordindischen Bergregion, auf knappen 1400m Höhe im Himalaya. Das Leben der Menschen vor Ort ist ein einfaches, manchmal auch geprägt von Not, Benachteiligung, wie dem kärglichen Ertrag durch die Arbeit als Tagelöhner. Dadurch bleibt zumeist nicht genügend Geld, Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen. In der vom Jesuitenpater Edward McGuire gegründeten Gandhi Ashram School erhalten die Kinder täglich Unterricht, Mittagessen und können ein Instrument (Violine, Viola, Cello oder Klavier) lernen. Die Schule legt ihren Schwerpunkt auf Musik: Mit dem Schulorchester treten SchülerInnen sogar manchmal auf Konzerttourneen in Europa auf, studieren Musik an renommierten Universitäten Indiens, oder bilden sich generell in diese Richtung weiter. Doch auch die akademische Seite wird nicht vernachlässigt, sodass die SchülerInnen nach Abschluss der Klasse 10 auf einem ähnlichen Level, wie andere Kinder von anderen Schulen haben. So wird ihnen die gleichen Chancen auf Bildung ermöglicht. Auch Schulabgänger bleiben oft mit der Gandhi Ashram School in Kontakt, kommen zu Orchesterproben und helfen bei Veranstaltungen mit.

Doch auch die akademische Seite wird nicht vernachlässigt, sodass die SchülerInnen nach Abschluss der Klasse 10 auf einem ähnlichen Level, wie andere Kinder von anderen Schulen haben. So wird ihnen die gleichen Chancen auf Bildung ermöglicht.

Ich werde in diesem Rahmen eine unterstützende Rolle einnehmen. Meine Aufgabe ist primär das Unterrichten und das Leiten künstlerischer Projekte im Fach Kunst. Dennoch werde ich auch andere Tätigkeiten, wie die Unterstützung im Bereich anderer Fächer und die Mitwirkung bei der Freizeitgestaltung übernehmen.

Weitere Blogs

Wenn ihr Interesse habt noch andere Blogs von meinen Mitfreiwilligen zu lesen, klickt gerne auf die Links!

Luis war in Sittong, einem Dorf ca. 50 km entfernt von Darjeeling und hat dort als Lehrer gearbeitet: https://luis.fsj-indien.de

Florian und Simon waren in Baghmara, einem Ort in der Nähe von Punia, im Bundestaat Bihar. Sie haben an der St. Xavier School als Lehrer gearbeitet: https://simon.fsj-indien.de/; https://florian.fsj-indien.de/

Hannah war im Süden von Indien in Kuppayanallur, in der Nähe von Chennai. Sie war in der Loyola School tätig: https://hannah.fsj-indien.de/

Die Hayden Hall

Die Hayden Hall ist eine Art „Social Center“ und ist in mehrere Departments unterteilt. Es gibt unter anderem das Health Department, das Income Generation Department, welches sich darum kümmert, Frauen neue Zukunftsperspektiven zu eröffnen, den Burns Club, der sich um mittellose, ältere Menschen kümmert, das Education Department und noch einige mehr.

Das Education Department des Hayden Halls betreut Kinder und Jugendliche, deren Eltern arbeitstätig sind. Ab dem Alter von 9 Monaten haben sie die Möglichkeit ihre Kinder, sechs Tage die Woche, in die Krippe des Hayden Halls betreuen zu lassen, genannt „Crèche“, wo mit ihnen gespielt und Raum zum „Kind sein“ geschaffen wird. Neben den zwei Teezeiten, erhalten sie mittags auch immer eine warme Mahlzeit, die meist aus Reis mit Dal und Ei besteht und in der Küche der Hayden Hall zubereitet wird. Ab dem Alter von zweieinhalb Jahren müssen die Kinder „Créche“ zwar verlassen, sie haben aber die Möglichkeit den Kindergarten „Strive“ zu besuchen, der sich im gleichen Gebäude der Hayden Hall befindet. Im „Strive“ erhalten die Kinder neben Tee und warmen Mittagessen erste Schulungen in Nepali und Englisch. Sie lernen dort das Schreiben des Nepalesischen Alphabets, sowie Grundkenntnisse der englischen Sprache. Bis zum Alter von viereinhalb Jahren können die Kinder dort fünf Tage die Woche betreut werden, danach fangen die meisten an, die Grundschule zu besuchen. Schwerpunktmäßig habe ich im „Education Department“ mitgeholfen.

Zusätzlich bietet die Hayden Hall sechs Tage die Woche sogenannte „Evening Studies“ an, in denen Kindern im Alter von 5 – 18 Jahren in kleinen Lerngruppen mit ihren Hausaufgaben geholfen und der Lernstoff für die Examen wiederholt wird. Während der „Evening Studies“ erhalten die Schüler und Schülerinnen ebenfalls Tee und eine warme Mahlzeit.

Zudem betreibt die Hayden Hall einen Fair Trade Shop, in welchem handgemachte Taschen, Schals, Pullover, Handschuhe und vieles mehr verkauft werden. Alles dort zu verkaufende ist von den im Hayden Hall angestellten WeberInnen hergestellt.

Des weiteren befindet sich im unteren Geschoss der Hayden Hall ein medical center, in welchem Menschen aus ärmeren Verhältnissen die Möglichkeit haben, sich von einem Arzt untersuchen zu lassen oder Medikamente zu erhalten. Die Angestellten der HH dieses Departments besuchen zusätzlich auch regelmäßig Kranke, bzw. und auch vor allem (schwangere) Frauen und Kinder auf den umliegenden Dörfern, um diese ggf. medizinisch zu versorgen und emotionalen Beistand zu leisten.

Weitere Infos auch unter:

Hayden Hall – Human Development Through Love and Service (haydenhalldarjeeling.org): Die Hayden Hall

Dankbarkeit

Diese einfache Welt und das „über den Tellerrand hinausschauen“ fehlt mir doch sehr. Das ist mir aufgefallen, als ich das Buch von Christopher Schacht gelesen habe. Er ist mit Anfang 20 für Vier Jahre rund um die Welt getrampt. Er hatte anfangs nur 50 Euro. Er hat immer seine Hilfe angeboten, kleine Jobs verrichtet und war einfach er selbst. Es war sehr amüsant und fesselnd zugleich seine Begegnungen und Geschichten zu lesen. Ich konnte mich in so vielen Momenten der Heimkehr wiederfinden und habe wieder einmal gemerkt, dass ich auf jeden Fall zurück muss nach Indien. Ich musste schmunzeln, als er über die 700 Formulare berichtet hat, die man benötigt, um nach Indien zu kommen und starrte wehmütig auf das Foto, als er im Zug saß.

Am Ende meint er, dass er als er wiederkam vieles als gleich empfunden hat. Gleichzeitig fremd und vertraut, was ein komisches Gefühl. Während alle seine Freunde studieren oder eine Ausbildung machen steht er ohne jeglichen Abschluss da. Aber reich an Erfahrung.

Er schreibt: „Ich habe gelernt, fas Leben mit anderen Augen zu sehen. Es gewissermaßen für mich neu entdeckt. Und dabei auch mich selbst. Neue Stärken und Unbewusste Schwächen an mir kennenlernt. Meine Einstellungen gegenüber Altbekanntem hinterfragt. Und Gott auf eine ganz persönliche Art kennengelernt, von der ich vorher nicht einmal wusste, dass das überhaupt möglich ist. Ich habe gelernt, mit sehr wenig glücklich zu sein. Ich habe gelernt, was es heißt, dankbar zu sein. Und dabei meine ich nicht das höfliche ‚Danke‘, wie man es murmelt, wenn man niesen musste und jemand ‚Gesundheit‘ sagt. Sondern richtige, tiefe, innige Dankbarkeit für die großen und kleinen Geschenke in meinem Leben. Ein gutes Essen, eine warme Dusche, eine liebevolle Familie, ein friedvolles Heimatland.“

Diese Worte bringen auch meinen Auslandsaufenthalt sehr gut auf den Punkt. Ich spüre noch immer, wie mich die Bekanntschaften und Orte geprägt haben. Wie alle meinten, du kommst bestimmt total verändert wieder. Aber ja, man verändert sich. Jedoch auch wenn man bleibt, das ist der Lauf der Dinge. Ich blicke sehr dankbar auf die Zeit zurück. Mir ist so viel Liebe entgegengebracht worden, die ich auch gerne meinen Mitmenschen hier schenken möchte. Denn Nächstenliebe und den Blick heben, seinen Horizont kann man auch ohne die ganze Welt gesehen zu haben erweitern. Aber man muss es wollen.

Den inneren Antrieb nicht verlieren, Liebe mit sich tragen und in Gott vertrauen.

Vor allem in diesen Zeiten fällt mir es teilweise schwer die kleinen Dinge und Momente zu schätzen. Ich finde es schwer mich so sehr einschränken zu lassen und nichts dagegen tun zu können. Mein Drang etwas Neues zu entdecken und sich auszutauschen finden gerade nur begrenzt ihren Platz. Dennoch möchte ich meinen Fokus auf die Aktivitäten und kleine Momente legen, die mir was bedeuten. Sich nicht von seinen Mitmenschen in diese Endlosschleife aus Angst, Unwissenheit und Unsicherheit mitreißen lassen. Das ist gar nicht so einfach, aber es lohnt sich. Ich denke auch, dass man dankbar sein muss für das was man gerade in diesem Moment hat. Ich habe viele sehr liebe Menschen um mich herum, einen gesunden Körper, ich kann nach wie vor in die Natur gehen und habe trotz der Umstände die Möglichkeit mich weiterzubilden. Der Welt ein Lächeln schenken, Spontanität bekommt eine ganz andere Bedeutung. Dadurch kann man sich wunderbar vom Leben tragen lassen, einfach mal nichts planen zu können erscheint mir manchmal unglaublich schwer, aber dadurch ergeben sich wunderschöne Momente mit Menschen, die vorher eher untergegangen sind. Auch diese Zeit prägt einen, genauso wie meine Zeit in Indien. Jedoch liegt es immer an einem selbst, was man aus sich macht, worauf man sich einlässt.

Den inneren Antrieb nicht verlieren, Liebe mit sich tragen und in Gott vertrauen.