Über arranged marriages und andere fragwürdige Aspekte des Systems…

Da ich hier in Darjeeling selbst nicht wirklich direkt am eigenen Leib erfahre, wie die Inder zu arranged marriages und dem Kastensystem stehen, habe ich mal meine Arbeitskollegin und eine Freundin aus D. gefragt.

Ich habe erfahren, dass Indien eigentlich noch zu 90 % aus arranged marriages besteht und die meisten heiraten meistens sehr früh. Viele heiraten schon mit 16 Jahren und bekommen dann auch oft ein oder zwei Jahre ihr erstes Kind. Dabei wird gehofft, dass es ein Junge ist, damit dieser die Eltern auch im Alter ernähren kann, im Gegensatz zu einem Mädchen, die nach der Hochzeit zu ihrem Mann zieht.

Ich habe erfahren, dass meine Arbeitskollegin auch vorgeschrieben bekommen hat, wen sie heiraten soll. Sie wurde nicht einmal nach ihrer Meinung gefragt, hatte aber wenigstens ein Jahr Zeit ihren zukünftigen Mann kennenzulernen, wie sie meinte.

Die Frage, ob sie ihren Ehemann denn jetzt liebt konnte sie mit ja beantworten. Sie meinte auch, dass love marriages immer öfter vorkommen, aber die Zahl der Scheidungen deutlich höher ist, weswegen viele Inder eher am alten System festhalten.

Für mich war es sehr interessant eine Person näher zu kennen, die sich in der Situation befindet, die man sonst nur im Englischunterricht behandelt hat.

Das zweite Thema war das Kastensystem, was man ja leider unweigerlich mit Indien verbindet. Und das liegt auch irgendwie auf der Hand, da es immer noch existiert. Ich bekomme selbst nicht viel davon mit, aber ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass wirklich jeder Inder weiß in welcher Kaste er ist und auch meistens die anderen einschätzen kann.

Jeder, den ich gefragt habe war der Ansicht, dass man das abschaffen sollte, da es absolut veraltet und unfair ist. Die höheren Kasten haben bessere Chancen auf einen guten Job und werden auch besser bezahlt. Es werden bei Bewerbungen wirklich Tests für die tieferen Kasten, gemacht, während die besser gestellten Menschen“ sofort angenommen werden. Außerdem darf man niemanden heiraten aus den Kasten unter einem. Kurz: man kommt nicht aus seiner Kaste heraus und muss mit den Vor- und Nachteilen leben.

Es ist offensichtlich, dass daran etwas geändert werden müsste, aber wenn es immer noch Menschen gibt, die daran festhalten, kann nichts geändert werden… und es gibt echt viele Menschen in Indien:)

Das gilt sowohl für die arranged marriages, als auch für das Kastensystem. Ich denke sich dem hinzugeben wäre ein fügen der Situation, die mehr als einer anzweifelt. Leider ist man hier sehr abhängig von der Familie, im gegensatz zu Dt., wo man mit 18 alles selbst entscheiden kann. Vielen fehlt ein bisschen Unabhängigkeit und das Ausbilden seiner eigenen Persönlichkeit durch Erfahrungen und Bekanntschaften.

Das hört sich jetzt alles so negativ an, das ist es aber nicht:) Indien hat viele Seiten und Indien kann man auch nicht über einen Kamm scheren, denn egal in welcher Stadt man ist, irgendwas ist immer anders. Dennoch wollte ich mal meine Gedanken und Erlebte mit euch teilen.

Beim Mittagessen

Der Trip zum Tiger Hill

Vorab erstmal ist der Tiger Hill ein Berg mit einer Art Aussichtspunkt, von dem man den Kanchenjunga (3. größter Berg der Erde) und bei ganz guter Sicht den Mount Everest sehen kann. Kurz: Man hat eine wunderschöne Aussicht auf die Berge und Dörfer rund um Darjeeling, die einen echt umhaut.

Alle normalen Touristen nehmen ein Auto kurz vor Sonnenaufgang, doch sind wir normal? Nein, weswegen Sister Chunku, Bhim (ein Mitarbeiter aus dem HH) und ich uns um 3 Uhr Nachts verabredet haben, um die 20 Km bis da oben zu laufen. Wir sind ein wenig später losgekommen, da meinen Wecker auf 2:25 PM gestellt habe und Sister mich wachrufen musste…

Es war sehr schön Nachts durch die Stadt zu laufen, da man die Straßen sonst nur mit hupenden und umhereilenden Menschen verbindet. Nur ein paar wilde Hunde haben uns angebellt und vereinzelte Autos sind uns entgegengekommen. Ansonsten sah man einen sternenklaren Himmel während einen die kalte Luft von Darjeeling umschlossen hat.

Die latzten 5-6 Km waren echt hart, da es steil bergauf ging und wir uns ein bisschen beeilen mussten um noch pünktlich zum Sonnenaufgang anzukommen. Aber wir haben es geschafft und es die Anstrengung und Schmerzen in den Beinen haben sich wirklich gelohnt.

Langsam wurde die ganze Landschaft in rot-oranges Licht getaucht und wir konnten sogar die Spitze des Everest sehen, obwohl der doch sehr klein wirkte gegen den Kanchenjunga direkt vor unserer Nase.

Auf dem Rückweg war die Stimmung ein wenig ausgelassener, wir haben gelacht und gescherzt. Auf halber Strecke runter haben wir noch ein Frühstück bei einer Weberin des HH bekommen, die dort ihr Haus hatte. Ab da haben wir dann auch ein Auto zurück genommen. Naja ca 27 Km laufen war dann auch erstmal genug:)

Wer noch mehr Fotos sehen möchte, kann gerne auf den Link klicken und bei Google Fotos mal gucken:

https://photos.app.goo.gl/RxZN3q9Dw2FjGQez6

Unter Deutschen…und vom Kloster

Es ist viel passiert in den letzten Wochen. Zunächst einmal bin ich mit meinen deutschen Freunden (4 von den Jesuitvolunteers und 3 vom Bistum Osnabrück), die auch hier im Norden von Indien zerstreut sind, in den Urlaub gefahren. Wir waren erste drei Tage in Darjeeling, wo wir vorwiegend ein bisschen die Stadt erkundet haben und diverse Restaurants getestet haben die sich spannend angehört haben (Hasty Tasty) oder auch welche, die Google Luis empfohlen hat:). Wir haben natürlich auch wieder westliches Essen gegessen, was mal eine willkommene Abwechslung war….jedoch musste ich feststellen, dass ich schon nach kurzer Zeit Reis kombiniert mit Dahl und Gemüse, den ich im Alltag sonst jeden Tag esse, vermisse.

vl. Leon, Helene, Theresa, Luis, Ich, Florian, Simon, Hannes

Die anderen drei Tage ging es nach Sikkim, genauer gesagt Gangtok. Dort sind wir erstmal 3 Km Luftlinie vom Taxistand der etwas außerhalb der Stadt lag, zum Hotel gelaufen (normalerweise nimmt man ein Taxi, aber das wollten wir nicht). Wir nahmen also einen kleinen Pfad durch Grün und an diversen Häusern entlang. Unsere Reisegruppe hat sich ein wenig gespalten, da die eine Hälfte der Ansicht war, das man auch einen im Grün verschwindenden und nicht mal von den Einheimischen genutzten Weg nehmen könne…Naja, schweißnass sind alle im Hotel angekommen. Dort haben wir 6 Schlafplätze für 7 Leute bekommen, trotz richtiger Buchung. Auch ein Regal mussten wir flicken, da das beim angucken mehr oder weniger auseinandergefallen ist…naja halb so wild, das Frühstück war lecker.

Das unseriöse Hotel…

Die Tage dort haben wir dann einen Waterfall Park besichtigt, wo wir ein wenig Probleme mit dem Rückweg hatten, da wir nur ein „Oneway“ Taxi gebucht hatten und dann keins zum zurückfahren hatten. Letztenendes sind wir dann losmaschiert und haben versucht Autos anzuhalten. Diverse Male haben wir mit einer kurzen auf und ab Bewegung der Hand Taxis angehalten und Luis hat seine Fähigkeiten einen guten Preis runterzuhandeln das ein oder andere Mal einsetzen können.

Weg ins nichts…
Harter Aufstieg mit kurzen Pausen

Außerdem haben wir Wanderungen zu zwei bekannten Klostern (Enchey und Chorten) gemacht und konnten in dem einen sogar einne kurzen Einblick in eine Messe der Mönche erhaschen. Es war sehr eindrucksvoll, obwohl man als Außenstehender nicht wirklich versteht was gesprochen wird und wofür dann gesungen wird.

Auf dem Weg zum Kloster

Dadurch, dass Puja Holidays waren, herrschte ein absoluter Ausnahmezustand sowohl in Darjeeling als auch in Gangtok. Beispielsweise konnte man einfach kein Geld mehr abheben für ca zwei Tage.

Auch die Abreise zurück nach Hometown D. stellte sich als Herausforderung für Luis und mich dar. Wir haben ca. drei Std versucht ein Share Taxi zu bekommen, bis dann (Gott Sei Dank!) uns ein Fahrer auch ohne Ticket mitgenommen hat.

Der Ticketschalter
Das Parkdeck von Gangtok

Ich habe die Zeit sehr genossen mit den anderen, vor allem weil man sich über die verschiedenen Einsatzstellen unterhalten konnte und auch über Situationen die schwierig waren. Dennoch war es deutlich anders mit so vielen Weißen durch die Stadt zu laufen, da man doch sehr auffällt…ich glaub ich wurde noch nie so oft nach einem Foto gefragt. Und man gewöhnt sich doch relativ schnell daran das man alleine ist, dementsprechend habe ich dann schon bemerkt was für eine Umstellung das doch sein kann mit mehreren unterwegs zu sein.

Am Ende der Ferien war ich sehr dankbar für die verbrachteZeit, habe aber schon gemerkt, dass ich die Kinder im Strive doch vermisse. Umso schöner wenn man am Montag wieder so begrüßt wird, als wär man nie weg gewesen.

Das Kloster mein neues Zuhause:

Ich habe es dann doch mal geschafft, wie schon am Anfang angedacht war, ins Kloster zu den Cluny Sisters zu ziehen. Das ist ein Orden von 9 Schwestern, die auch direkt daneben die Bethany School leiten. Das Leben hier ist deutlich anders, geregelter irgendwie. Ich gehe jeden morgen (freiwillig!) um 6:20 in die Messe und habe auch schon Lesungen gehalten (Auf Englisch by the way). Ich muss eigentlich auch um halb 7 wieder auf dem Gelände sein…das ist manchmal ein bisschen einengend.

Ansonsten spiele ich manchmal mit Sister Chunku auf dem Schulhof ein bisschen Badminton. Ich finde es sehr angenehm hier ein eigenes Zimmer zu haben, da ich mich jetzt endgültig einrichten kann. In mein Bett passe ich gerade so (die Inder sind nicht so groß) und morgens um 4 höre ich die Autos, die zum Tiger Hill (Ausichtspunkt) fahtren. Daran gewöhnt man sich aber.

Das so zu meinem Leben, danke fürs Lesen und bis bald:)

Hier noch ein paar Fotos:

Die Fußgängerzone von Gangtok

Teachers Day- mehr als eine Feier

Hört sich zunächst erstmal nicht so spannend an… hier ist das aber ein ganz großes Fest was sogar zwei Tage lang gefeiert wird. Beziehungsweise viermal wie ich eine Woche später festgestellt habe… Schon Tage vorher liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Ich kam aus dem Zeichnen, Kleben und Ausschneiden gar nicht mehr heraus.

Am eigentlichen Tag, den 5.9 haben sich dann alle jetzigen und auch ehemaligen Mitarbeiter aus allen Departments des Hayden Halls zusammengefunden. Die meisten fielen sich in die Arme, da sie sich ein Jahr lang nicht gesehen haben. Auch mir wurde oft „happy teachers Day“ gewünscht, als wäre Weihnachten, wo man sich auch immer alles gute wünscht.

Als sich dann alle einen Chiya und Biscuits genehmigt hatten, begann das Programm: Natürlich wurde wieder getanzt. Aber nicht nur das, es wurden auch Reden gehalten, gesungen und viel gelacht.

Die Atmosphäre war super schön, auch die Zuschauer sind in die Lieder eingestiegen und Father Paul hat spontan eine Tanzeinlage eingelegt. Jung und Alt trafen aufeinander und haben zusammen gefeiert.

Auch ich wurde in das ein oder andere Gespräch verwickelt und lief sonst mit meiner Kamera herum um Fotos zu machen, da vor ein paar Tagen mit dem Satz „Why haven´t you told me that you have a camera like this?“, beschlossen wurde, dass ich auf Events wie diesem mal Rolle des Fotografen spielen könnte. Es war ein super schöner erster Tag an dem ich viele Leute kennenlernen durfte und mir einen Einblick in diese Wärme und Dynamik dieser Großfamilie gewährt wurde. Oder vielleicht auch schon eine kleine Aufnahme, wer weiß…

Am 7.9, also zwei Tage später wurde dann nochmal gefeiert, aber diesmal von Seiten der Schüler aus. Die ganze Moderation hat ein Schüler übernommen, sodass die Lehrer sich zurücklehnen und das Programm genießen konnten. Auch ich trug einen Sari, der hier bei ganz bestimmten Anlässen getragen wird und durfte mit durch den Gang laufen, den die Schüler gebildet haben um bei jedem Lehrer der kam laut zu jubeln und im Anschluss mit Konfetti zu bewerfen. Als dann alle auf ihren Stühlen saßen, hat jede Klasse etwas vorbereitet.

Zwischenzeitig gab es Geschenke, es wurden Kerzen angezündet und auch die Lehrer mussten mal auf die Bühne um an Spielchen teilzunehmen, die die Kinder sich ausgedacht haben.

Nach der Veranstaltung gab es wieder ein vorzügliches essen mit Eis zum Nachtisch. Ich habe diese Feiertage doch sehr genossen, obwohl der ganze Trubel nicht immer sein muss:)

eine Woche später hat die Income Generation (eine der Departments im Hayden Hall) auch nochmal mit viel essen und Tänzen gefeiert. Zwei Tage später das ganze nochmal im Strive. Also eigentlich wird mehr oder weniger einfach die Gemeinschaft gefeiert. Somit Vier mal Teachers Day für mich….

Über Armut und die Macht seiner Stimme

Wie ist das mit sinnlosem, verschwenderischem Luxus? Und meist noch die Neigung der Menschen, sich von der Armut abzuwenden? Es war mir schon immer ein Rätsel, dass sich Menschen als ehrenswert empfinden können, obwohl sie ihre Mitmenschen demütigen.

Stichwort Medien und Nachrichten, alle sehen zu und tratschen aber eigentlich verschließen alle die Augen. Wer ist schonmal in ein absolut armes Land gefahren und hat alles mit eigenen Augen gesehen? Oder wenigstens versucht die Situation nachzuvollziehen? Mit Sicherheit die wenigsten. Wir können froh sein, dass es in Deutschland so etwas wie fleißend warmes Wasser gibt, man Bildung genießen kann und davon reichlich, es Einrichtungen für psychsisch kranke Menschen gibt, die Heizung aufdrehen zukönnen bis wir schwitzen, wir uns selbst aussuchen können wen wir heiraten und und und. Ich könnte die Liste noch ewig weiterführen. Hier in Indien sehe ich Kinder betteln , höre Geschichten von Frauen, die ihr Kind verkaufen, da sie nicht genug Geld für beide haben und auch das Bild der Frau könnte deutlich besser sein. Ich weiß, den meisten erzähle ich nichts neues, aber keiner kann sich das auch nur ansatzweise vorstellen. Nicht mal ich. Wir sollten anfangen zu schätzen was wir haben!

Meistens muss man jedoch nicht mal weit weg um mit Armut in Kontakt zu kommen. Armut hat viele Gesichter und manche dieser tragen Masken oder haben eine Fassade aufgebaut, um andere nicht in ihr nacktes Gesicht sehen zu lassen.

Jedoch auch hier die Frage: Wer hat sich schonmal bewusst mit einem Obdachlosen unterhalten oder sich mal ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt? Meistens schauen wir die bettelnden doch nur an, richtig sehen tun wir sie aber nicht. Und mich eingeschlossen. Bis wir irgendwann bei einem der Seminare den Auftrag bekommen haben mal nicht die Augen zu verschließen. Und ich habe mich mit vielen dieser Leute unterhalten und habe mich am Ende dieser Einheit erschüttert gefragt warum ich das nicht mal früher gemacht habe. Ja, manche Geschichten waren nicht einfach zu verdauen, aber es ist wenigstens ein kleiner, klitzekleiner Schritt Menschen zu begegnen und im besten Fall macht man dann etwas aus dieser Erfahrung.

Father Paul ist das beste Beispiel hierfür

Und wenn man so etwas macht sollte man den Menschen nicht mit Mitleid begegnen, sondern Mitgefühl zeigen. Man ist in der Lage seine Fähigkeiten oder Besitztümer zu teilen und Selbstvertrauen stärken. Selbstvertrauen, aus dem dann irgendwann etwas eigenes werden kann. Und ich bin der Ansicht, dass es beiden Seiten etwas bringt. Auch man selbst lernt dazu und merkt vielleicht was für eine wichtige Rolle man im Leben spielt. Das es darum geht seine Fähigkeiten zu erkennen und so gut es geht einzusetzen.

Erhebt man seine Stimme, so wächst man selbst daran, ja man gewinnt persönliche Stärke. Es kommt auf die universellen Werte, wie Liebe, Güte und Frieden an. Handelt man aus ihnen heraus, so bringt es einem mehr Glück als jeder materieller Gegenstand.

Lydia wird verabschiedet

Die letzte Woche haben wir, also das Hayden Hall, uns von Lydia verabschiedet. Sie war jetzt ein Jahr in meiner Einsatzstelle und reist nun zurück ins ferne, graue Deutschland.

Sowohl die Mitarbeiter, als auch der Strive haben eine kleine Abschiedsfeier auf die Beine gestellt.

Es wurden Reden gehalten, gegessen, getanzt und gesungen.

Die Eltern der Kinder im Strive haben typisch indisch getanzt und es wurde Lydia mehrmals für ihre Unterstützung und Zuneigung gegenüber den Kindern gedankt. Jedoch auch Lydia selbst war in ihren letzten Tagen in Darjeeling sehr kreativ: Sie hat kleine Stofftaschentücher für die Kinder gebatikt und jeweils die Namen des jeweiligen Kindes darauf geschrieben. Diese wurden verteilt und mit staunenden Blicken der Kinder angenommen. Der Nachmittag hat natürlich mit einer Teezeit geendet:)

Nun bin ich als einzige Deutsche im Hayden Hall…es hat mir noch sehr gut getan die erste Zeit eine Ansprechperson zu haben, die sich auskennt und dann sogar noch deutsch spricht. Klar ist es komisch alleine zu sein, vor allem wenn man dann doch nach und nach merkt wie sehr man noch außen vor ist. Beispielsweise wird beim Mittagessen nur Nepali geredet und ich kann mich kaum einbringen. Auch abends bin ich meist auf meinem Zimmer und beschäftige mich mehr oder weniger selbst. Jedoch wird mir immer freundlich begegnet und auch dankend meine Hilfe angenommen.

Außerdem wird das Verhältnis zu meinen Arbeitskolleginnen Mona Miss, Zangmu Miss und Ganga Miss immer besser und mit den Kids sowieso:) Das genieße ich sehr im Strive…obwohl ich die Kinder nicht immer verstehe, begegnen diese einem immer unvoreingenommen und meist fröhlich. Das muntert mich immer auf, und sei es nur ein kurzes Lächeln oder ein „good morning Miss“ gekoppelt mit einem ausgestrekten Arm und einem zu mir aufschauendem, begeistertem Blick. Ansonsten kann ich mich grad nicht beklagen, die Arbeit macht Spaß und auch meine Einer-Wg ist bisher nicht übel:)

Meine ersten Tage im Strive

Der Kindergarten und auch die Kinder sind absolut nicht zu vergleichen mit denen in Deutschland.

Der Ablauf ist immer ungefährt derselbe: Am morgen spielen, malen oder gucken die Kleinen Fernsehen, während ein paar der Gruppe Schreiben üben. Da ich bisher noch neu bin bastele oder male ich in der Zeit. Beispielsweise Tiere, damit die Kinder die Namen in Englisch lernen können.

Bastelzeug ist hier teuer, deswegen wird alles recycelt und weiter verwendet. Um ca halb 11 gibt es dann immer eine kleine Teezeit, in der ich ich dann gerne die Farben mit den Kindern übe indem ich frage, welche Farbe die Tasse hat, die sie haben möchten. Danach gehen immer alle selbstständig aufs Klo und es kann weitergespielt werden.

Wir am Independence Day

Mittags waschen wir dann allen die Hände und gehen im Anschluss daran eine Etage tiefer, um Mittag zu essen. Dort setzen sich dann alle hin und warten alle bis sie ihre Portion bekommen. Die Kinder, die etwas langsamer sind werden gefüttert. Wenn sie ihre Schüssel leer haben, fordern alle paani, also Wasser. Das wird dann in die Schüssel gegossen und auch gelöffelt. Danach wird ein Mittagsschlaf gehalten. Dort liegen die Kleinen Haut an Haut auf einer Matte…das würde ohne viel Theater in Deutschland auch nie funktionieren. Am Nachmittag werden Lieder geübt und auch wieder gespielt. Um Drei kommt dann der Elternabholdienst.

Smile:)

Was mich immer noch etwas erschreckt ist, dass die Erzieherinnen die Kinder teilweise mit einem harschen Ton ansprechen oder am Arm packen, wenn eines der Kinder grad nicht bei der Sache ist oder einfach langsamer als die anderen ist. Dementsprechend haben die Kinder weniger Respekt vor Lydia und mir, jedoch versuchen wir uns auf unsere Weise durchzusetzen. In den letzten Tagen haben die Kinder gemerkt, dass ich auch mal lauter werden kann, jedoch auch immer für Späße offen bin.

Was ich auch feststellen musste ist, dass die Kinder eigentlich selten weinen… nicht wenn sie hinfallen und auch nicht wenn sie mal härter behandelt werden. Die Ausnahme ist, wenn man sie dann dazu auffordert, sich zu entschuldigen, also wenn sie selbst merken, dass sie etwas falsch gemacht haben.

Ich freue ich mich immer alle zu sehen, da sie hier im Strive gut aufgehoben sind und sie dann in einer anderen Umgebung als zuhause Kind sein können. Meistens sind die Kleinen immer stolz wenn sie etwas gemalt haben und rufen dann immer „Miss“, um mich auf sie aufmerksam zu machen und mir stolz ihr Bild zu zeigen.

Ich denke ich kann noch viel lernen, vor allem die Sprache, da ich nicht gut Nepali kann und die Kinder noch keine Englischen Sätze bilden können.

Ein kleiner Ausflug nach Kalimpong

Vorige Tage haben wir Helene und Theresa nach Kalimpong zu ihren Gastfamilien gebracht.

Auf dem Weg dorthin haben wir den Teesta überquert, ein großer Fluss, der vorwiegend aus Gletscherwasser besteht und dadurch relativ reißend ist.

Gut zwei Stunden später sind wir alle gut durchgeschüttelt aus dem Auto gestiegen. Theresa wohnt nun bei einer Familie, die ein kleines Haus am Berg, außerhalb der Stadt hat. Mir kam es vor wie beim Ferienlager…eine kleine Feuerstelle und provisorische Wäscheleinen. Um dorthinzugelangen sind wir einen kleinen Trampelpfad, der durch 10 Meter hohen Bambus und anderen Gewächsen führt, entlanggekrakselt. Um uns rum haben die Grillen ihr bestes gegeben, während wir deutschen uns staunend umgeguckt haben.

Es war sonst sehr leise da…Es ist ein guter Ort um auch mal alleine sein zu können und zu reflektieren, jedoch denke ich, dass das auch sehr schnell in Einsamkeit umschlagen kann- vor allem wenn man noch mit der Sprache zu kämpfen hat. Naja ich bin mal gespannt wie Theresa das alles sieht nach einer gewissen Zeit.

Nachdem Luis und ich dann nach zwei Abschieden und 4 Tee später in die Gandhi Ashram School zurückgekehrt sind, waren wir froh über eine RICHTIGE Dusche (in der Hayden Hall haben wir uns immer in Eimern gewaschen), da es deutlich tropischer in Kalimpong ist…gut 10 Grad mehr als in Darjeeling und Pflanzen, die man noch nie gesehen hat.

Abends hat man einen phantastischen Ausblick auf die Berge und man sieht nach und nach immer mehr Lichter. Dadurch, dass es so viele Dörfer gibt, sieht es aus wie ein Sternenhimmel: „You see, that´s our galaxy“, hat Father Paul wie ich finde passend auf den Punkt gebracht.

SAVE DRIVE, SAVE LIFE

Mother´s Day

Am Donnerstag den 08.08 war hier in Indien Muttertag.

Das wird hier total groß gefeiert, dementsprechend haben einige Kinder und Jugendliche in der Hayden Hall ihren Müttern etwas vorgetragen.

Die Kinder aus dem Strive, haben mit den Erzieherinnen ein paar Lieder eingeübt, die sie dann gesungen haben. Es hat zwar nicht so perfekt geklappt, wie man sich das vorstellt, denn die Kinder waren sehr eingeschüchtert.

Außerdem haben ein paar älterere Schülerinnen zu einem Indischen Lied getanzt. Sie haben sich sehr hübsch gemacht und sich echt mühe gegeben. Es hat mich gewundert, wie gut die das schon konnten und wie sehr sich die ganze Schule bemüht hat, diese Veranstaltung so schön wie möglich zu gestalten.

Im Anschluss hat der Chor aus den Evening Studies ein Englisches Lied eingeprobt und gesungen.

Auch als der Strom mal wieder ausgefallen ist, lief die Veranstaltung halt im dunkeln weiter.

Am Ende der jeweiligen Aufführungen wurden immer die Mütter nach vorne gebeten, damit die Kinder ihre selbst gebastelten Geschenke oder Blumen überreichen konnten.

Total die nette Geste, Vor allem weil alle nach der Abschlussrede sehr gerührt waren (ich eher weniger, Nepali ist auch nicht in ein paar Tagen gelernt…).

Galerie

Erste Eindrücke

Naamaaste!

Endlich da.

Wir steigen in eine Art Landrover und werden nach Darjeeling gebracht. Tausend Eindrücke prasseln auf mich ein:

Bunt gekleidete Leute laufen kreuz und quer über die Straße während die Autos durchgehend hupen um sich lediglich anzukündigen. Je höher die holprige Fahrt geht, desto kühler und nebeliger wird es. Zwischenzeitig wird einer Kuh, einem anderen vollbepackten Auto oder einem Fahrradfahrer ausgewichen. Es ziehen kleine Hütten und Teefelder an mir vorbei.

Straßenschilder werden hier überbewertet, genauso wie die Mittellinie. Nach dem Motto, jeder fährt so, wie er will… Dementsprechend brauchen wir für 60 Kilometer auch 2 ½ Stunden.

Angekommen wurden wir lieb begrüßt mit einem Darjeeling Tee (wer hätte es gedacht). Jetzt lebe ich mit Theresa, Luis und Helene im Hayden Hall, bis wir uns aklimatisiert haben:) Die anderen fahren dann in den Nachbarort um dort zu arbeiten.

Ansonsten habe ich schon eine Kurta (die Kleidung hier) gekauft und mir die Stadt angeschaut…immerhin lebe ich hier für ein Jahr. Es ist sehr voll hier und das gehupe und die Menschenmassen machen es ein bisschen hektisch. Außerdem sieht man hier deutlich mehr Müll als in Deutschland und auch die Luft ist nicht so die beste.

Jedoch hat darjeeling echt schöne Ecken. Es ist bunt und alle grüßen einen mit einem freundlichen Namaste. Die kleinen Gassen sind der Hammer und der Markt, wo es wirklich alles gibt hat eine unbeschreibliche Athmosphäre.

Bald fängt die Arbeit für mich im Strive an. Das ist hier der Kindergarten. Heute habe ich schon ein bisschen gebastelt und beim Lunch geholfen, das die Kleinen auch aufessen;)

Da die Kinder so gut wie nur Nepali sprechen und grade Englisch lernen, stürze ich mich auch mal in die neue Sprache… der Klang ist total schön, vor allem wenn alle zusammen singen.

Jedoch muss ich immer nachfragen was dies und jenes heißt, anders geht es nicht.

Ma ahile jaane sutne, Raamro saangaa jannus!

Ich gehe jetzt schlafen, auf Wiedersehen!

Downtown erkunden
Auch die Kleidung muss mal gewaschen werden
Ausblick von der Dachterasse